Zur Aktionsbahn und dem Begleitprojekt Für Demokratie und Menschenrechte des Jugendring Dortmund in Kooperation mit DSW21
Der Anlass
Im September vergangenen Jahres haben die im Jugendring Dortmund vertretenen Dortmunder Jugendverbände auf ihrer Vollversammlung beschlossen, sich der Forderung des Landesjugendrings NRW anzuschließen, dass der 8. Mai künftig ein gesetzlicher Feiertag werden soll. Mit der Kapitulation Deutschlands endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg und es konnte der Aufbau einer demokratischen Ordnung beginnen. Für unsere Nachbarländer und für viele der Opfer des Nationalsozialismus ist dieser Tag ein echter Tag der Befreiung.
Nur ein Jahr später, am 16. Juni 1946 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter demokratischer Jugendverbände in Dortmund, um einen Neuanfang zu wagen. Mit den Schrecken des NS-Regimes und eigener Verfolgungserfahrung vor Augen, legten sie mit der Gründung des Jugendrings die Basis für das, wofür Dortmunder Jugendverbandsarbeit noch heute steht: Aktiver Einsatz für Frieden, Freiheit, Zusammenhalt und die Rechte jedes Menschen. Für diesen wichtigen Einsatz braucht es Zeit und Räume – wie eben einen Feiertag.
Nach dieser Vollversammlung haben sich engagierte junge Menschen und Mitarbeitende von Jugendring und Jugendverbänden zusammengesetzt und Themen, Ideen und Impulse gesammelt, die einen Feiertag mit Leben füllen können, aber für die jugendverbandlich Engagierte auch an jedem anderen Tag einstehen und streiten. Mit der besonders gestalteten Bahn und dem begleitenden Mitmach- und Aktionsportal www.demokratie-do.de soll zum Nachdenken, Mitmachen und Mitgestalten angeregt werden.
Die Gedenkbahn
Schon zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus 2019 sind Jugendring Dortmund und DSW21 gemeinsam mit weiteren Partner*innen neue Wege der Erinnerungsarbeit in Dortmund gegangen: Mit einer besonders gestalteten Bahn und Programmpunkten in und an der Bahnstrecke wurde das Gedenken mitten in die Stadt und zu ihren Menschen getragen.
Unter dem Slogan „Für Demokratie und Menschenrechte“ fährt in diesem Jahr erneut eine Bahn auf der Strecke U43, die nicht nur die Jugendring-Forderung nach einem Feiertag, sondern auch die Themen des Mitmach- und Aktionsportals www.demokratie-do.de durch die Stadt trägt. Gestaltet wurde sie von der Vorbereitungsgruppe zusammen mit Harald Grund von grunddesign. Ein Programm an und in der Bahn ist in diesem Jahr leider nicht möglich.
Die Vorsitzende des Jugendring Dortmund, Sophie Niehaus lädt aber „alle Menschen in Dortmund herzlich ein, sich einzeln oder als Gruppe an unseren Mitmachaktionen zu beteiligen und selbst Ideen und Impulse zu entwickeln.“
Ihr eigener Jugendverband, SJD – Die Falken, war während der NS-Zeit verboten, nahm aber direkt nach dem Krieg die Arbeit wieder auf. Die Falken gehörten damit zu den ersten Mitgliedern des Jugendring Dortmund. „Für uns symbolisiert der 8. Mai den Aufbau einer neuen Welt des Friedens, der Freiheit und der Menschenrechte – daran werden wir weiterarbeiten“, so Niehaus weiter. Ihr ist es wichtig, positive Botschaften für Zusammenhalt und Vielfalt, Demokratie und die Befähigung junger Menschen zur Selbstbestimmung in die Gesellschaft zu tragen. Dafür stehen die Jugendverbände in Dortmund.
Dem Dortmunder Verkehrsunternehmen DSW21 ist „die Bereitstellung einer Stadtbahn für eine gesellschaftspolitisch so wichtige Botschaft ein Herzensanliegen“, sagt Arbeitsdirektor Harald Kraus. „DSW21 ist ein buntes Unternehmen. So bunt wie die Stadt Dortmund. Weltoffenheit und Toleranz sind tief in unserer DNA verankert. Deshalb sind wir auch bereits 2013 der Charta der Vielfalt beigetreten.“ Der Opfer von Rassismus und Antisemitismus zu Gedenken und an die Verbrechen der Nationalsozialisten immer wieder zu erinnern, sei Grundvoraussetzung dafür, „es heute und morgen besser zu machen und dafür zu sorgen, dass Ausgrenzung und Diskriminierung jedweder Art in unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft keine Chance haben“, so Kraus weiter, Als Arbeitsdirektor liegt ihm noch ein Aspekt besonders am Herzen: „Die Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai 1945 war auch die Voraussetzung dafür, dass sich Gewerkschaften wieder frei betätigen konnten und die Mitbestimmung den ihr angemessenen Stellenwert erhielt. Das sind elementare Grundlagen für ein faires und respektvolles Miteinander von Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen auf Augenhöhe. Dafür stehen wir bei DSW21.“
„Ein Jahr nach dem Ende der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten ergriffen die Dortmunder Jugendverbände eine vorbildliche lokale Initiative, um dauerhaft für Frieden, Freiheit und Völkerverständigung einzustehen“ kommentiert Polizeipräsident Gregor Lange das Projekt. Für ihn zeigten die Anschläge in Halle, Kassel und Hanau, dass diese Arbeit nie ende und der Gesellschaft auch heute noch ein engagierter Einsatz für die Grundwerte der Demokratie und gegen menschenverachtenden Extremismus abverlangt werde. Er sehe die Aktionsbahn für Demokratie und Menschenrechte an diesem Jahrestag als Aufforderung, ständig für unsere Werte in Bewegung zu bleiben und dabei alle Menschen mitzunehmen. Der Polizeipräsident meint „Der Jugendring hält der Stadtgesellschaft einen Fahrplan vor und zeigt täglich, worauf es dabei ankommt: Die Demokratie verlangt – damals wie heute – innovative Ideen für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte.“ Nur so könnten Grenzen überwunden und gemeinsam eine sichere Zukunft gestaltet werden. Das Polizeipräsidium Dortmund arbeite sehr gerne in diesem Dortmunder Netzwerk für Frieden und Freiheit mit.
Im Nationalsozialismus gab es ideologisch gelenkte, einseitige und undemokratische Kinder- und Jugendangebote. „Ich möchte niemals eine solche Zeit erleben, in der unsere Kinder und Jugendliche nicht vielfältig, offen und frei in ihrer Meinung und Entwicklung aufwachsen“, so die Ausschussvorsitzende für Kinder, Jugend und Familie, Anna Spaenhoff. Daher unterstützt sie die Aktion zum 8. Mai des Jugendrings aus voller Überzeugung. „Der Forderung, den 8. Mai zu einem Feiertag zu erheben, kann ich mich nur anschließen. Diesem Tag gleichzeitig zu gedenken, ihn aber auch als Feier für unsere weltoffene Gesellschaft zu begreifen ist Aufgabe jeder auch kommenden Generation.“
Mit den Themen der Bahn wie auch des Mitmachportals soll beides gelingen, so sind sich die in dem Projekt engagierten jungen Menschen sicher.
Themen der Bahn und des Mitmachportals
Für Demokratie und Menschenrechte! Unter dieser Überschrift lassen sich alle angesprochenen Themen zusammenfassen. Ob es nun Vielfalt und Zusammenhalt, Engagement gegen Rechts, gegen Antisemitismus und alle anderen menschenverachtenden Einstellungen, junges Engagement und Jugendpolitik, Freundschaften in alle Welt oder eine zeitgemäße Gedenkkultur sind – bunte Farbkleckse und Symbole auf der Bahn stehen für jeden dieser Themenbereiche, die in einem totalitären Staat nicht denkbar wären. Die Vorbereitungsgruppe des Jugendring Dortmund sieht die Liste dabei nicht als abgeschlossen an, sondern freut sich, darüber ins Gespräch zu kommen. Für die einzelnen Themen werden im Projektzeitraum bis zum 8. Mai 2022 verschiedene Informations-, Projekt- und Mitmachangebote auf www.demokratie-do.de online gestellt. Bereits jetzt ist dort einiges zu finden.